Yardena Malka, Project Management & Text
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11. März 2022
Emojis im Berufsalltag:
Daumen hoch oder runter?
Manche nutzen sie inflationär, andere gezielt und einige gar nicht. Kennen tun sie jedoch alle: die Emojis. Wie sind sie entstanden? Und weshalb sind sie in der heutigen, auch formellen Kommunikation, so beliebt? Wir geben einen kleinen Einblick in ihre Geschichte, decken missverständliche Verwendungszwecke auf und präsentieren Tipps für den korrekten Einsatz.
Vom Bildzeichen zum Emoji
Der Vormarsch der digitalen Kommunikation fällt in das Jahrzehnt der schrillen Extreme: Hippies in bunten Blumenkleidern, weltweites Disco-Fieber und eine Hochkonjunktur der Punk-Musik. In den siebziger Jahren, in der selbst Wählscheibentelefone in knallgrün oder grellorange daherkommen, wundert es daher nicht, dass im Land der noch bunteren Zeichentrickfilme und Mangas herkömmliche Textnachrichten nicht mehr ausgefallen genug sind. Ein japanischer Telekommunikationskonzern löst dieses Problem 1977 mit Hilfe kleiner Bildsymbole, die er direkt im Menü des Telefons installiert werden. Nun müssen für die Gestaltung eines Smileys keine Doppelpunkte und Klammern mehr aneinandergereiht werden, sondern das bildhafte Grinsen lässt sich einfach als Symbol versenden. Mit lediglich zwei Byte mehr erreichen die Nachrichten plötzlich das Mehrfache an Aussagekraft.
Im Laufe der Zeit haben sich diese Symbole immer weiterentwickelt. Namhafte Designer haben sich den sogenannten «Emoticons» gewidmet und das Bild der heutigen Emojis massgeblich geprägt. Aus dem Japanischen übersetzt, heisst Emojis so viel wie «Bildschriftzeichen». Und dass dieses Bildschriftzeichen bis heute boomt, haben wir den sozialen Medien zu verdanken. 2011 erobern die kleinen Symbole von Japan aus die Welt: Facebook floriert und User in aller Welt entdecken auf japanischen Feeds die Emojis. Plötzlich wollen sie alle haben. Namhafte Smartphone-Hersteller reagieren auf den Hype und die einst simplen Bildsymbole werden zu kleinen Kunstwerken auf unserem Mobiltelefon.
Kein Spiegel des Zeitgeistes
Es mag überraschen, aber Emojis widerspiegeln tatsächlich keinen spezifischen Zeitgeist. Die Liste der Bildsymbole wird zwar von Jahr zu Jahr länger und vielfältiger, jedoch sind die weltweiten «Top-Ten» der meistverwendeten Emojis, z.B. von 2019 – 2021, beinahe gleichgeblieben:
Bedeutet: Auch eine weltweite Pandemie, die unser bisheriges Leben in den Grundfesten erschüttert hat, nimmt kaum Einfluss auf die Verwendung von Emojis. Emojis werden vor allem zur Verstärkung von positiven Gefühlen verwendet – und ignorieren somit den sehr realen Zeitgeist so gut wie möglich.
Emojis – ein kleiner Teil im Unicode-Universum
Das Top-Ten-Ranking der Emojis wird alljährlich von einer gemeinnützigen Organisation, dem «Unicode-Konsortium», veröffentlicht. Sie haben für die insgesamt 3’663 Emojis unlängst eine eigene Rubrik und individuelle Unicodes erstellt. Unicodes bzw. Unicode-Zeichen ermöglichen es allen Geräten, Texte in beliebiger Sprache und mit jeglichen Symbolen darzustellen. Sie sind der Grund, weshalb ein auf dem iPhone verfasster Text für jemanden mit Android- oder Windows-Telefon überhaupt lesbar ist – und umgekehrt. Was für uns selbstverständlich erscheint, ist in der Zeichencodierung eine komplexe Sache: Jedes Zeichen in einem Text erhält eine Nummer, die in einem Wörterbuch, dem sogenannten «Unicode-Standard», gespeichert wird. So fing das Unicode-Konsortium 1991 z.B. mit 24 Schriftsystemen und 7’161 Zeichen an, darunter komplizierte Schriftzeichen wie Arabisch, Armenisch und Bengalisch. 2010 kamen die Emojis ins Repertoire und 2021 codierte das Konsortium 159 Schriftsysteme und 144’697 Zeichen. Diese gigantische Datenbank an Nummern, Terminologien und Formaten wird laufend ergänzt und aktualisiert. Zu den neusten Schriften bzw. Zeichen zählen der Cypro-Minoan (eine Schrift aus dem bronzezeitlichen Zypern) und – Überraschung! – 37 frische Emojis.
Mehr über die Mission und Vision von Unicode →
Kommunikation im Dienste des Rezipienten
Die digitale Kommunikation nähert sich immer mehr dem mündlichen Dialog. Sprachwissenschaftler sprechen dabei teilweise von einem Verfall der Sprache – Fakt ist jedoch, dass die heutige Kommunikation im Dienste des Rezipienten stehen muss. Moderne Texte sind dialogisch, bedeutet, mit dem Lesenden im Fokus verfasst worden. Zu einem guten Dialog gehören Gestik und Mimik. Etwas, dass man mittels Emojis zu kompensieren versucht. Doch so vieles die Emojis in der Kommunikation vereinfacht haben, so oft werden sie auch falsch verstanden und verwendet – eine kleine Auswahl:
Emojis im Marketing – mit Bedacht!
Wer privat Emojis falsch einsetzt, kann durchaus schon mal Lacher kassieren – vorausgesetzt, der Rezipient weiss um die wahre Bedeutung. Wer im Business Emojis falsch einsetzt, erntet bestenfalls Kritik. Zielgruppengerecht kommunizieren verliert auch bei aller Lässigkeit der Emojis nicht seine Relevanz. Auch ist der inflationäre Einsatz alles andere als zielführend. In diesem Fall verliert der Text oft an professionellem Charakter. Falls Sie situativ jedoch gezielt und humorvoll Assoziationen wecken wollen, können Sie mit Hilfe von geeigneten Emojis sogar Geschichten erzählen.
Unsere Tipps:
Nutzen Sie Emojis nicht nur weil sie populär sind, sondern vielmehr, wenn sie zu Ihrem Unternehmen, der Botschaft und Ihrer Zielgruppe passen.
Darf die Kommunikation im Rahmen der Rezipienten sehr assoziativ und humorvoll sein, dürfen Sie auch kreativ werden und den regulativen Rahmen etwas ausdehnen.
In welchem Ausmass man Emojis im Business einsetzt, bleibt somit jedem Unternehmen selbst überlassen. Es ist auch völlig in Ordnung, gänzlich auf sie zu verzichten. Wir finden: Daumen hoch für den gezielten Einsatz von Emojis im Berufsalltag! Daumen runter, wer dabei nicht authentisch bleibt.
Headerbild: iStock