Matthias Jaun, Consultant
matthias.jaun@amstutz.partners
2. April 2023
ES GEHT AUCH EINFACH
In sechs Schritten zur neuen Website
Websites sind heutzutage nicht mehr wegzudenken: Der Mehrwert ist gewaltig und der Stellenwert teilweise fast beängstigend. Während Ansprüche und Bedürfnisse steigen, nehmen Zeit und Budget für die Entwicklung und Umsetzung ab. Ein Widerspruch, der manche Marketers verzweifeln lässt und solche Projekte bereits früh zum Scheitern verurteilt. Doch es geht auch anders. Mit einer cleveren und effizienten Herangehensweise darf man bei einer neuen Website mit gutem Gewissen klein anfangen, um später gross rauszukommen. Wir haben sechs Schritte zur erfolgreichen Realisierung eines Website-Projektes zusammengetragen. Eins vorneweg: Vielfach ist es dann gerade die angestrebte Einfachheit, die eine Website auszeichnet und für weitreichenden Zuspruch und im Optimalfall für Leads sorgt.
Die sechs Schritte in der Übersicht
Einfach geht (fast) immer
auch wir Marketer wissen wohl zu gut, dass es Bretter und Bretter gibt. In anderen Worten: Nicht jede Website lässt sich mit der hier angepriesenen Einfachheit realisieren. Wenn wir umfangreiche und vielschichtige Websites einmal ausklammern, lassen sich aber problemlos hilfreiche Grundlagen und Ideenansätze festhalten. Bei allen, die jetzt denken «cool, ich lege los und mache alles selber», müssen wir ein bisschen auf die Euphoriebremse stehen. Bei Website-Projekten ist die Zusammenarbeit mit Partnern irgendwo und irgendwann unumgänglich. Das ist aber alles andere als ein Nachteil oder ein Zügel aus der Hand geben, sondern vielmehr das Ausschöpfen des vollen Potenzials einer Website. Und so ist diese Zusammenarbeit ein elementarer Erfolgsfaktor – genau gleich wie das Wissen in Form unserer sechs Schritte zur erfolgreichen Realisierung einer einfachen Website:
01 Überblick verschaffen
Wieso haben wir eigentlich eine Website?
Eine Website soll gut aussehen, selbstverständlich leicht zu nutzen sein und bestenfalls Besuchende zu Neukunden machen. Kein Wunder schrecken da erstmal viele vor solchen Erwartungen zurück. Man gibt sich mit dem bestehenden Webauftritt zufrieden – Zeit, Kosten und Umfang wirken wie unüberwindbare Hindernisse. Doch definiert man erstmal Sinn und Zweck der Website, wird einem vielleicht klar: Da muss und kann etwas gehen. Bereits das Niederschreiben der grundlegenden Erwartungen und des Hauptziels ist von grossem Nutzen.
«Unsere Website dient in erster Linie zur transparenten und verständlichen Informationsvermittlung über unser Leistungsangebot sowie über relevante Themen für unsere (potenziellen) Kunden.» Viele Erwartungshaltungen und Zielformulierungen von Website-Projekten kommen wahrscheinlich so daher. Und das ist kein Zufall. Insbesondere solche «klassischen» Ausgangslagen schreien nach effizienten und kostengünstigen Lösungen. Oder eben nach der dünnsten Stelle im Brett. Diese Feststellung benötigt eine kritische Grundhaltung, die Entscheidung ein gutes Stück Mut. Nicht vergessen: Die Website ist ein Touchpoint für die Zielgruppen – es sollte also keine
Selbstverwirklichung werden, sondern ein bedürfnisorientiertes Instrument für (potenzielle) Kunden bleiben. Sich wieder einmal intensiv mit allen Anspruchsgruppen zu befassen, ist sehr wohl angebracht.
02 Grundlagen erarbeiten
Da war doch noch etwas mit Content
Für eine rudimentäre Struktur kann man eine Sitemap mit allen vorgesehenen Seiten und Inhalten definieren. Der aufeinander abgestimmte inhaltliche Bauplan der Website sozusagen. Anschliessend geht es an die Erarbeitung der detaillierten Inhalte. Spätestens hier sollte man sich auch Gedanken zur SEO-Thematik machen – nichts schön- oder kleinreden bitte, wir alle (auch unsere Kunden!) sind längstens eine Google-Gesellschaft.
Vor allem bei umfassenderen Websites sind Wireframes für die Struktur und den Inhalt sehr empfehlenswert. Auf den ersten Blick sieht das Erstellen eines solchen Schemas nach unnötigem Mehraufwand aus – beim Designen und Programmieren kommt einem das aber sehr zugute und man spart einiges an zeitintensiven und mühsamen Anpassungen. Für das effiziente und einfache Wireframing ist übrigens die Software Balsamiq sehr gut geeignet.
Zu den weiteren notwendigen Hausaufgaben gehören auch ein paar «technische» Tasks: Um Bilder, Webhosting und Domainnamen kommt man schlicht und einfach nicht herum. Das heisst, sich frühzeitig informieren, bei Bedarf Unterstützung holen und sich dann für eine Lösung entscheiden.
03 Technologie auswählen
Es braucht nicht immer einen Alleskönner
Bevor für einen Holzstuhl eine Designskizze erstellt wird, muss man sich zuerst im Klaren über die gewünschten Eigenschaften sein: Höhe der Sitzfläche? Polsterung? Armlehnen? Was für den Schreiner gilt, gilt auch für alle Marketers mit einem Website-Projekt. Die Bestimmung der Funktionen hat einen elementaren Einfluss auf die gesamte Entwicklung. Die Funktionen reichen von der Informationsvermittlung über Chatfunktionen bis zu Online-Shops. Naheliegend, dass die Individualität und Komplexität der Bedürfnisse dann auch die Auswahl des Content-Management-Systems steuern. Heisst aber nicht automatisch, dass die festgelegten Funktionen die CMS-Auswahl übernehmen. Egal ob Baukasten-Webvorlagen, Open-Source-Systeme wie das weltweit meistgenutzte WordPress oder Software-Lösungen wie TYPO3 es braucht eine individuelle Evaluation. Dazu wird selbstverständlich Know-how vorausgesetzt. Da drängt sich dann auch die Frage nach einem externen Dienstleister auf. Und immer schön dran denken: Auch der beste Schreiner scheut sich nicht, mit Experten aus anderen Bereichen zusammenzuarbeiten.
In vielen Fällen gilt das Prinzip weniger ist mehr. Oder wie es der Schreiner ausdrücken würde: Ein Stuhl soll vorwiegend bequem zum Sitzen sein. Man fokussiert also auf die Grundfunktionen. Falls das Erstellen und Publizieren von Inhalten auch noch zu den elementaren Funktionen zählen, kommt man am ursprünglich für Blogs ausgerichtete CMS WordPress nicht vorbei. Mit der riesigen Auswahl an Themes, Plug-ins und Widgets ist das Open-Source-CMS für viele Websites eine gute Lösung. Selbstverständlich aber nicht immer das Nonplusultra – deshalb: Anforderungskatalog erstellen, Evaluation durchführen, CMS im Vorfeld testen und bei Bedarf externe Unterstützung in Anspruch nehmen.
04 Design entwickeln
Mit zielgerichteter Kreativität zum authentischen Webdesign
Mit dem inhaltlichen Bauplan, den definierten Funktionen und dem ausgewählten CMS steht der ersten Königsdisziplin nichts mehr im Weg. Schreiner erstellen eine Planzeichnung, bei den Marketers geht es um das Webdesign. Die Idee nimmt Form an. Basierend auf einer (hoffentlich) bestehenden Markenidentität erhält das Website-Grundgerüst sein Gewand verpasst. Das reicht von der Farb- und Bildwelt über die Typografie bis hin zur exakten Gestaltung eines CTA-Buttons.
Auch hier lohnt es sich mit Experten wie Webdesignern und UX/UI-Designer zusammenzuarbeiten. Denn die komplette Design-Umsetzung eines Online-Auftritts ist nun wirklich keine «kann-ja-jeder-Disziplin». Es versteht sich von selbst, dass sich eine möglichst durchdachte und fortgeschrittene Vorarbeit lohnt. Bei einem allfälligen Briefing sollte man zwingend alle Grundlagen und Erwartungen im Detail festhalten, um möglichst effizient zu einem finalen Design zu gelangen. Für erste grobe Inspirationen, muss man nicht zwingend immer auf eine professionelle Grafiksoftware zurückgreifen. Auch mit altbewährten Mitteln wie beispielsweise Microsoft PowerPoint lassen sich Design-Ideen prima visualisieren. Egal wie und was, es trägt alles dazu bei, mit dem Designer möglichst rasch auf einer Wellenläge zu sein.
Eine kleine Anmerkung aus eigener Erfahrung: Eine Designentwicklung ist eine Kreativleistung. Um das ganze kreative Potenzial auszuschöpfen, ist stets auch eine zielführende Zusammenarbeit notwendig, Stichwort Designfeedback. Klares, verständliches und einfaches Feedback ist das oberste Gebot.
05 Website programmieren
Die Kunst des (delegierten) Programmierens
Wieso lässt man den Stuhl eigentlich vom Schreiner fertigen? Keine Frage – weil man es (grösstenteils!) nicht selber kann. Ähnlich präsentiert sich die Situation bei der zweiten Königsdisziplin, der technischen Implementierung einer designten Website. Nur sind dort die DIY-Möglichkeiten zusammen mit etlichen YouTube-Tutorials um einiges umfassender. Die Verlockung dementsprechend gross. Natürlich gibt es grandiose Design-Templates, Themes mit standardisiertem responsivem Design oder wunderbare Plugins für fast alles. Und trotzdem müssen wir hier den Mahnfinger heben: Auch beim selbstgemachten Stuhl sieht das Endergebnis bestimmt schön aus – es geht aber nicht lange und schon beginnt es irgendwo zu wackeln. So oder ähnlich verhält es sich meistens auch bei der semi-professionell erstellten Website. Es ist also von Vorteil, die Programmierung mit einem Webentwickler anzugehen. Denn wer will schon eine wacklige Website?
Zu der technischen Umsetzung gehören auch alle rechtlichen Aspekte (u.a. Impressum, Datenschutzerklärung, SSL-Zertifikat, Cookies-Tool), das Aufsetzen der SEO-Massnahmen sowie das Abfüllen von Content. Letzteres kann im Sinne der Effizienz auch problemlos selber übernommen werden. Nicht vergessen sollte man das ganze Set-up für das Tracking und Analytics – nur so kann man später die Website kritisch beäugen und optimieren.
06 Website testen und launchen
Ohne böse Überraschungen
Nach einem erfolgreichen Testing steht einem reibungslosen Go-live nichts mehr im Weg. Die gewissenhaften Kontrollen und fortlaufenden Optimierungen sollten aber zwingend fortgeführt werden: u.a. in Form von Analysen, SEO-Monitoring oder inhaltlichen Überarbeitungen und Ergänzungen. Selbstverständlich gehört beim Schreiner ein neuer, schöner Stuhl dann schlussendlich auch nur in das beste Licht respektive beste Schaufenster. Heisst für den neuen Webauftritt: Launch ansprechend kommunizieren. Da darf man durchaus auch ein bisschen stolz auf die geleistete Arbeit sein. Das sind Schreiner ja jeweils auch.